"12 Fragen zur 'friedlichen' Nutzung der Atomenergie"

Source: Internationale Rheintalaktion, Switzerland


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Als man in Wyhl, einem kleinen Ort im südlichen Rheintal, ein Atomkraftwerk errichten wollte, schlossen sich mehrere Gruppen von Franzosen und Deutschen sogenannte "Bürgerinitiativen," zur "Internationalen Rheintalaktion" zusammen.  Sie protestierten mit der Besetzung des Bauplatzes und mit dem folgenden Flugblatt gegen den geplanten Kernkraftwerkbau.
 

RHEINTAL - AKTION 

D-7500 Karlsruhe 21 
Schliffkopfweg 31

S O S PLAINE DU RHIN 3, Grand Rue

F-67420 Saâles

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12   F r a g e n   zur "friedlichen" Nutzung der Atomenergie
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I s t   I h n e n   b e k a n n t ,

- daß keine deutsche Versicherung bereit ist, Privatleute für Atomenergieschäden zu versichern, daß die ALLIANZVERSICHERUNG einen Antragsteller schrieb : "Grundsätzlich sind Kernenergieschäden durch die Feuerversicherung nicht gedeckt und auch nicht versicherbar.  Bei der Schwere und Unüberschaubarkeit des Risikos ist die Einbringung in einen Pool erforderlich.  Der nationale Versicherungsmarkt, den die Versicherer zur Abdeckung der  Risiken benötigen, reicht hier nicht aus." . . . ?

- daß bei einer Reaktorkatastrophe in Ludwigshafen bis zu 1,6 Millionen Menschen ums Leben kommen könnten (Dr. Lindackers) ?  -  Dazu kämen Erbschäden der Überlebenden über 30 Generationen hin.

- daß es irreführend ist, nur von Atomkraftwerken zu sprechen und zu verschweigen, daß die dazugehörigen Wiederaufbereitungsanlagen Vielfaches an Radioaktivität freisetzen?

- daß 10 Prozent der Radioaktivität einer großen Wiederaufbereitungsanlage genügte, zweimal die Schweiz zu verseuchen ?

- daß in einem Reaktor die Radioaktivität von über 1000 Hiroshimabomben entsteht, ohne daß schwerste Unfälle durch technische Mängel, menschliches Versagen, Krieg oder Sabotage ausgeschlossen werden können ?

- daß die Behörden sich scheuen, über Katastropheneinsatzpläne öffentlich zu diskutieren oder sie bekanntzugeben ?

- daß es bei Durchsetzung der bestehenden Pläne diesseits und jenseits des Rheins einen dichtest bestückten Nuklearpark gäbe, wie sonst nirgends auf der Welt, obwohl man weiß, daß Kraftwerke für einen Feind die attraktivsten Ziele sind ?

- daß man bereits im zweiten Weltkrieg mit 80-cm-Geschossen 1000 mm dicken Panzerstahl und 7 m dicke Betonschichten durchschlagen konnte, während die äußeren Betonhüllen eines Atomkraftwerks allenfalls gut 1 m stark sind und daß es nur wenig nutzen würde, im Falle gewaltsamer Auseinandersetzungen die Reaktoren abzuschalten ?

- daß in Atomkraftwerken große Mengen des höchstgiftigen Plutoniums erzeugt werden, obwohl man weiß, daß ein Millionstel Gramm davon eingeatmet Lungenkrebs erzeugen kann, obwohl man weiß,  daß Plutonium über 240 000 Jahre lang radioaktiv bleibt, obwohl man weiß, daß dafür nie eine hundertprozentig sichere Abschirmung gewährleistet werden kann?

- daß es für die Dauerlagerung hochradioaktiven Mülls kein erprobtes Verfahren gibt?

- daß aus dem Naßkühlturm eines großen Reaktors täglich etwa 50 Millionen Liter Wasser als Dampf an die Luft abgegeben werden, und dies nach den bestehenden Plänen vielfach entlang des Rheines in einem verhältnismäßig wenig durchgelüfteten Gebiet mit den Folgen zusätzlicher Nebel, Sonnenscheinreduzierung und vermehrter Glatteisbildung ?

- daß Atomkraftwerke selbstverständlich gigantische Industrien anziehen würden, deren Umweltprobleme heute noch in keiner Weise befriedigend gelöst sind ?